Als Jodok nach Monaten mit Reliquien beladen zurückkehrt, hat Haymo in der Zwischenzeit eine größere Kirche aus Stein gebaut, die nun dem heiligen Martin geweiht wird. Jodok lebt noch fünf Monate. Als er am 13. Dezember 669 (oder 668, auch 675) stirbt, wird er im Rufe der Heiligkeit in "seiner" Kirche" beigesetzt.
"Christus hatte sich vor seinem Wanderleben in die Wüste zurückgezogen. Vor allem die Mönche der damaligen Zeit wollten Christus gleich sein, und so gingen sie im Dienste seiner Botschaft in die Einsamkeit und von dort zu den Menschen.... " (Dr. Karl Wölfl)
Ein anderes naheliegendes Beispiel wäre auch Korbinian, der erste Bischof von Freising; ebenso Bonifatius. Sie zogen aus der Heimat aus, um unter den Ungläubigen den Glauben an Christur zu verkündigen. Diese Missionare aus Irland und England, wie auch die Reisenden und Pilger, landeten aller Wahrscheinlichkeit nach in Quentovic, dem damaligen "Übersee"-Hafen, wo sie in der zunächst kleine Abtei St. Josse erstmals dem Namen Judocus begegneten. Wie die Abtei-Kirche am Schluss ausgesehen hat, lässt das einem Stich nachgebaute von J. C. Nison ahnen.
Einer der bekanntesten Äbte ist Alkuin, der "Kultusminister" Karls d. Gr., den der Kaiser als Abt nach St. Josse beordert hat, damit er dort ein Gästehaus errichtet für die Passagiere, die aus England kommend im nahen Hafen von Quentovic landen.
Nicht erst an seinem Grab, sondern wohl schon an den beiden vorausgehenden Einsiedeleien sammeln sich Bittsteller und Gleichgesinnte. Vielleicht war die Unruhe der Herandrängenden einer der Gründe, warum er zweimal die Klause wechselte.
Zum Bild: Die beiden Neffen des Heiligen schneiden immer wieder die nachwachsende Haare und Nägel. An der Stelle seiner letzten Klause erwuchs eine Gemeinschaft, in der Gleichgesinnte zusammenlebten, eine Kommunität, die sich später nach der Regel Benedikts organisierte. 792 übergab Karl d. Gr. die Einkünfte des Kloster (cella S Jodoci) an Abt Alkuin, der sich um die wirtschaftliche und religiöse Sanierung zu kümmern hatte. In der Folgezeit entsteht auch die erste Lebensbeschreibung Jodoks, deren Verfasser unbekannt ist (= Anonymus).
Als die Mönche 903 wegen der Normanneneinfälle nach England flüchten, nehmen sie (die) Reliquien Jodoks mit, die dann in der neuen Kathedrale von Winchester im Vorort Hyde - bekannt unter dem Namen Hyde Abbey - in einem Reliquienschrein verehrt werden. (Dass die Mönche auf der Flucht gar den Sarg Jodoks nach England mitgenommen hätten, ist recht unwahrscheinlich und passt auch nicht zu seiner "rechtzeitigen" Auffindung in St. Josse-sur-Mer, als die wiederaufgebaute Kirche wieder eröffnet wird. Vielleicht ist jene Quelle der Wahrheit näher, die von "mainly clippings from his hair and nails witch were reported to continue to grow after his deth" spricht.
977 werden die Gebeine Jodoks in St. Josse-sur-Mer wieder entdeckt - angeblich völlig unversehrt -, gehoben und in einem Reliquienschrein auf dem Martinsaltar deponiert. Nun beginnt für das Kloster eine Blütezeit, die sich durch den Neubau der Kirche dokumentiert wird. Nach einer Krisenzeit im 16. Jahrhundert (Reformation) und neuem Aufschwung wird das Kloster 1772 aufgehoben und in der Französischen Revolution schließlich völlig zerstört.
Schon zu Lebzeiten werden verschiedene Wunder berichtet. Erst recht sollen an seinem Grab vielerlei Heilungen und Erhörungen geschehen sein. Pilger von nah und fern kommen nun zu seinem Grab. Immer häufiger findet man nun auch sein Bild in anderen Kirchen.
Seine Verehrung verbreitet sich über Gebetsbruderschaften der Benediktinerklöster und ebenso entlang der Pilgerwege. Auf dem Höhepunkt der Pilgerbewegung, als Sant'Jago einen großen abendländischen Pilgerstrom auslöst, gehört auch St. Josse-sur-Mer zu den damals bekanntesten Pilgerzielen in Europa. Man zieht auf dem Weg nach Spanien bei "ihm" vorbei. Wem Spanien zu weit ist, der pilger in die Picardie zu Jodok. Nur wer bereits in Rom, in Jerusalem oder in Santiago war, konnte in die Jodoksbruderschaft aufgenommen werden.
Jodok wird im Mittelalter also zum bekannten Patron der Pilger, auch derer, die nach Santiago ziehn. Dargestellt in Pilgertracht kann man ihn ihn von Jakobus nur unterscheiden durch die Krone zu seinen Füßen, auf die er im Leben verzichtet hat.